ReeL - Ressourceneffiziente Herstellung von Lederchemikalien

Innovative Gerbstoffe aus Produktionsresten für die Herstellung von neuem, hochwertigen Leder

Alt verhilft Neu zu Individualität: Das Projekt "ReeL" (Resourceneffiziente Herstellung von Lederchemikalien) verwendet die Reste aus der Lederproduktion zum Nachgerben neuen Leders - in einer Anlage vor Ort im Gerbereibetrieb. Damit schließt sich der Kreislauf vom Abfall zum neuen Produkt dort, wo er gebraucht wird. Das spart nicht nur Ressourcen, sondern auch logistischen Aufwand. Das Projekt wird im Rahmen der Fördermaßnahme "r+Impuls - Impulse für industrielle Ressourceneffizienz" gefördert. Diese Maßnahme unterstützt Projekte, die innovative Technologien und Produkte aus dem Labor in die wirtschaftliche Anwendung bringen.

Produktionsnähe reduziert Logistik

Die Technologie von "ReeL" ist auch eine Innovation in Sachen Logistik: Anfallende Lederreste werden nicht in industriellen Großanlagen außerhalb der Gerbereien aufbereitet, sondern direkt dort, wo sie entstehen. Im Rahmen des Projektes errichten die Partner eine modulare Pilotanlage für den Betrieb in einer Gerberei. In unmittelbarer Nähe zur Lederherstellung wird dann mit der transportablen Anlage die eigentliche Innovation getestet: aus den angefallenen Lederresten einsatzfähige Nachgerbstoffe herzustellen. Die Zutaten des nachhaltigen Nachgerbstoffes bestehen im Wesentlichen aus den Schnittabfällen und Falzspänen der Lederherstellung sowie pflanzlicher Biomasse.

"Ressourceneffiziente Herstellung von Lederchemikalien" (ReeL) heißt das Vorhaben, zu dem sich die drei Partner, das Forschungsinstitut INVITE, der Spezialchemie-Konzern LANXESS und die Gerberei HELLER-LEDER, zusammengeschlossen haben. Im Verlauf des dreijährigen Projekts wird das neuartige LANXESS-Technologiekonzept für die Lederindustrie getestet.

Aus der Werkstatt in die Werkstatt

Bis eine Tierhaut als Leder für Schuhe, Möbel, Taschen, Jacken und Co. zur Verfügung steht, durchläuft sie einen vierstufigen Produktionsprozess, in dessen Mitte das Nachgerben steht. Zunächst wird sie in einer Wasserwerkstatt auf den Gerbprozess vorbereitet. Dann erfolgt die Gerbung - die Haut wird stabilisiert, indem ihre Kollagenfaser chemisch fixiert wird. Beim anschließenden Nachgerben erhält das Leder seinen artikelspezifischen Charakter. Hier wird die fixierte Ledermatrix je nach Anwendung mit Nachgerbstoffen gefüllt, mit Farbstoffen gefärbt und mit Fettungsmitteln auf Weichheit und Funktionalität eingestellt. In einem finalen Arbeitsgang erhält die Lederoberfläche einen dünnen Schutzfilm aus Lack und Pigmenten. Der Schritt in die Verarbeitung zu den vielfältigen Lederprodukten kann nun folgen.

Hochwertige Lederherstellung aus Deutschland

In Deutschland werden jährlich etwa zwölf Millionen Quadratmeter Leder hergestellt. Wenn auch das absolute Produktionsvolumen verglichen mit dem Weltmarkt relativ klein ist, genießt das Produkt Leder, made in Germany, weltweit aufgrund seiner besonders hochwertigen Qualität einen extrem guten Ruf. Auch in Sachen nachhaltiger Prozesstechnologie ist die deutsche Lederbranche als eine der führenden in der Welt aufgestellt.

Der von "ReeL" wiederverwertete Lederabfall entsteht vor allem bei der Stärkeneinstellung durch das "Falzen" des Leders. In einem mechanischen Fertigungsschritt wird das halbfertige Leder durch eine rotierende Walze nach der Gerbung auf seine gewünschte Dicke über die gesamte Fläche eingestellt. Dabei fallen Falzspäne an, die sich allein in Deutschland auf jährlich etwa 7.000 Tonnen summieren. Weltweit wird die Menge auf 600.000 Tonnen jährlich geschätzt. Neben den Falzspänen entstehen auch Schnittreste. Die Menge an Schnittresten beträgt in Deutschland schätzungsweise 1.500 bis 2.000 Tonnen jährlich. Der überwiegende Teil dieser Abfälle wird derzeit - mit teilweise nicht unerheblichen Kosten für die Gerbereien - entweder entsorgt oder durch Aufarbeitung anderweitig genutzt.

Ein Erfolg von "ReeL" verspricht für die Gerberei-Branche zweierlei: Die Produktströme werden in einem Kreislauf geschlossen und vor Ort zu Nachgerbstoffen umgewandelt. Das spart Ressourcen. Die dezentrale Produktion vereinfacht zudem den logistischen Aufwand - damit unterstützt sie die Wirtschaftlichkeit und Umweltfreundlichkeit.

Projektpartner

Förderung

  • r+Impuls - Innovative Technologien für Ressourceneffizienz - Impulse für industrielle Ressourceneffizienz
  • Förderkennzeichen: 033R157
  • Fördervolumen des Verbundes: 2.500.000 Euro

Projektlaufzeit

3 Jahre, bis 31.12.2018